Oldtimer des Monats Oktober

Rolf-Rüdiger Rottmann, besser bekannt als „Docci“ ist in Lemgo bekannt wie ein bunter Hund.

Beruflich ist er tätig als Zahnarzt in seiner eigenen Praxis und in der wenigen Freizeit beschäftigt sich der gefragte Fußballexperte mit seinen Lieblingen. Das heute vorgestellte Exemplar begeisterte Ihn schon in den späten 60er Jahren, als sein Vater ihm das gleich Modell zum Studienbeginn kaufte, um die Fahrstrecke nach Marburg zur Universität passieren zu können. Heute nutzt Rolf-Rüdiger den Fiat bei guter Wetterprognose, um seine Freundin zum Essen auszuführen, oder um auf den heimischen Sportplätzen nach dem Rechten zu schauen.


Junger Zahnarzt und ein rassiges Coupé!

Rolf-Rüdiger‘s Vater war Pelzhändler und konnte das damals junge Fahrzeug von einem Kunden erwerben und machte es zum Geschenk an seinen Sohn.

Der Fiat wurde geliebt, aber natürlich im Alltag verschlissen. Sommer- wie Winterbetrieb haben ihre Spuren hinterlassen und so wurde das Fahrzeug leider nach vielen Jahren veräußert. An ein Aufheben hat man damals noch nicht gedacht, da das Wort Oldtimer noch nicht erfunden war.

So lies das Thema „Fiat“ den heutigen Eigner viele Jahrzehnte nicht los, bis er ungesehen ein Exemplar in exzellentem Zustand jüngst erwerben konnte, welches bis Dato ein beschauliches Leben am Gardasee führen durfte.

Nun etwas mehr zum Fahrzeug…

Der Fiat 850 ist ein formschöner Kleinwagen mit temperamentvollen wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotor und Heckantrieb, den der italienische Automobilhersteller Fiat von Sommer 1964 bis Mitte 1973 produzierte.

Fiat brachte daraufhin im Sommer 1965 auf der gleichen Plattform zusätzliche Karosserievarianten auf den Markt. Außerdem stellten mit der Bodengruppe des 850 zahlreiche unabhängige Karosseriehersteller eigene Fahrzeuge her.

Der gute Start beweist, dass sich eine schöne Form nach wie vor gut verkauft, speziell dann, wenn sie wie hier auf solider Basis geboten wird. Denn die enge Verwandtschaft mit einem Großserientyp macht exklusive Wagen erfahrungsgemäß mechanisch unproblematisch und natürlich billiger. Fiat hat jedoch gut daran getan, die Verwandtschaft formal so weit zu verwischen, dass man im Fiat 850 Coupé keine gestützte 850 Limousine, sondern einen kleinen Sportwagen erkennt. 2 + 2 heißt nicht 4. Das Coupé präsentiert sich als 2+2-Sitzer im aktuellen Fastback-Stil. Für ein Coupé dieser Größenordnung bietet es einen erstaunlich großen Innenraum, der zwei stattlichen Figuren bequemen Ein- und Ausstieg, ideale Sitzverhältnisse und genügend Bewegungsfreiheit gewährt. Obwohl man etwas tiefer sitzt, ist das Einsteigen nicht beschwerlicher als bei der Fiat 850 Limousine. Die muldenförmigen Sportsitze verfügen über einen weiten Verstellbereich, der den Sitz beim Zurückschieben gleichzeitig etwas absinken lässt. Dadurch finden kleine wie große Fahrer eine günstige Fahrposition. Der Pizzabäcker aus Italien ist ja bekanntlich eher klein, und der Fiat war ja auch für den Export entwickelt worden.

Der Fiat 850 war ein populäres Auto in drei attraktiven Karosserievarianten und guten Fahreigenschaften. Das war das große Talent von Fiat in den 60er Jahren. 

Das Coupé wurde erstmals im März 1965 auf dem Genfer Auto-Salon vorgestellt. Die Attraktivität beschränkte sich nicht nur aus das äußere Erscheinungsbild. Um das sportliche Coupé von der Basisversion abzuheben, wurde die Motorleistung erhöht, außerdem die Ausstattung erweitert und den Ansprüchen angepasst. Es erhielt eine Mittelschaltung, Sportsitze, ein Sportlenkrad, Rundtachometer und auf Wunsch einen Drehzahlmesser. Die vorderen Trommelbremsen wurden durch sicherere Scheibenbremsen ersetzt, davon abgesehen war das Fahrwerk mit dem der Limousine identisch. Zunächst hatte das Coupé eine Leistung von 47 PS (35 kW) bei einem Hubraum von 843 cm³; die Höchstgeschwindigkeit betrug 140 km/h.
Im März 1968 überarbeitete Fiat das Coupé und versah es mit stärkeren Motoren mit 903 cm³ und 52 PS (38 kW) (in Deutschland zugelassene Modelle werden nach der Steuerformel mit 896 cm³ angegeben). Das Auto wurde nun unter der Bezeichnung Sport Coupé geführt. Das Sport Coupé der zweiten Serie hatte Doppelscheinwerfer, runde Doppelrückleuchten und eine Abrisskante am Heck. Höchstgeschwindigkeit betrug sportliche 148 km/h in dem kleinen flinken Fahrzeug.

Das Sport Coupé wurde im Frühling 1971 zur dritten Serie weiterentwickelt. Zu den Änderungen gehörten vier gleich große Scheinwerfer mit anders gestaltetem Frontblech und andere Detailmodifikationen. Statt des Holzimitatlenkrades installierte Fiat ein Lederlenkrad. Die Armaturenbretteinsätze wurden eckig und waren nicht mehr mit Holzimitat überzogen.

HerstellerFiat
Modell 850 Coupé
Erstzulassung1965
HerstellungslandItalien
Hubraum843 Kubikzentimeter
Leistung35 kw / 47 PS bei 6.200 Umdrehungen
Getriebe4-Gang H-Schaltung
Höchstgeschwindigkeit145 km/h
LackBlau Turchese 419
UmbautenGardasee “Wimpel”

Im Fiat 850 Coupé muss man die Rückbank als Hauptgepäckraum betrachten, der durch den kleinen Kofferraum unter der Fronthaube ergänzt wird. Zwei Personen können darin ihr großes Feriengepäck unterbringen.
Der Innenraum wurde mit wenigen sportlichen Zutaten so geschickt möbliert, dass man darüber den braven Fiat 850 vergisst. Unverkennbar befindet man sich in einem italienischen Sportwagen. Besonders die hübsch modellierten Sportsitze, ein kleines Lenkrad mit glänzenden Metallspeichen, große, mattschwarze Rundinstrumente sowie eine (imitierte) Holzleiste am Armaturenbrett lassen den Innenraum sportlich und attraktiv erscheinen. Erfreulicherweise verzichten italienische Autoarchitekten auch bei kleinen, preiswerten Sportwagen nicht auf solche Attribute, deren Reiz man nicht unterschätzen soll.

Das Fiat 850 Coupé ist kein Blender: Denn sowohl Fahrwerk als auch Motor der Limousine wurden, soweit es sich mit den Gesetzen der Großserie und der Zuverlässigkeit vereinbaren ließ, nach sportlichen Gesichtspunkten frisiert. Im Motorraum deuten ein Weber-Doppelvergaser und ein kühn geschwungener Vierfach-Auspuffkrümmer die höhere Leistung an. Eine Sektion der Maschine würde noch folgende Unterschiede zum Limousinenmotor zu Tage fördern: Eine Sportnockenwelle, größere Ventilquerschnitte, härtere Ventilfedern und eine höhere Verdichtung. Diese Maßnahmen haben die Zylinderfüllung und das Drehzahlniveau der Maschine gesteigert und die Leistung auf 47 PS bei 6.200 U/min erhöht. Aus der relativ hohen Nenndrehzahl geht schon hervor, dass es sich im Fiat 850 Coupé um ein hochtouriges Maschinchen handelt.

Bella Macchina!!! : Der kleine Vierzylinder mag Drehzahlen, gerne auch mal Zwischengas beim Gangwechsel!

Laut Markierung auf dem Drehzahlmesser sind 6.200 Umdrehungen erlaubt, und wer flott fährt, darf sich nicht scheuen, diese Grenze auszunutzen. Denn der Fiat 850 Coupé-Motor ist zwar drehzahlfest, aber nicht sehr elastisch. Bis 7.000 U/min – die man natürlich nur selten ausnutzen sollte – beschleunigt der Motor einwandfrei, aber unter 4.000 U/ min ist nicht viel drin. Natürlich kann man auch mit 2.000 bis 3.000 U/min ruckfrei fahren, doch der beste Leistungsbereich liegt zwischen 4.000 und 6.000 Umdrehungen. Vom Fahrer verlangt der 47-PS-Motor also mehr Aufmerksamkeit als der normale Limousinenmotor. Doch dafür entschädigt er einen mit überdurchschnittlichen Fahrleistungen. Besonders die Höchstgeschwindigkeit ist für einen 850er beachtlich. Sie lässt auf eine strömungsgünstige Karosserieform schließen, die sich übrigens auch im Benzinverbrauch andeutet. Denn gemessen an den Fahrleistungen erwies sich das Fiat 850 Coupé als äußerst sparsam. Mit seiner Spitze von 146 km/h kann das Fiat-Coupé jederzeit in der Mittelklasse mitmischen. Doch sollte man bei fröhlicher Autobahnjagd gelegentlich daran denken, dass man in einem Kleinwagen sitzt – 146 km/h liegen nämlich schon im “verbotenen” Bereich bei 6.500 U/min.